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Sonstiges: VerschiedenesGute Texte

Schmied
Der Schmied arbeitet an einem Material, je nachdem ist er damit dann Gold- oder Silberschmied. Er stellt verschiedene Dinge her, als Huf-, Waffen- oder Messerschmied. Er bearbeitet sein Ausgangsmaterial, das zunächst roh ist, er arbeitet mit Feuer und vor allem mit Kraft. Mit sehr viel Hitze und Feuer, mit unglaublicher Kraft. Der Schmied übt also Gewalt aus. Er muss alles beherrschen: sein Material, die Naturelemente, die Naturgewalt. Ebenso die Technik, die Art, wie man die Elemente einsetzt, den theoretische Überbau also. Außerdem selbstverständlich sein Handwerkszeug. Alles fließt hier somit zusammen, Theorie, Praxis, Übung, Handfertigkeit, Intuition, Erfahrung, Kreativität, Beherrschung und Kraft. Wenn der Rohling geschmiedet ist, muss er noch veredelt und gehärtet werden, anderes auch weich geglüht, je nach Anwendung; was hart ist, ist auch spröde, manchmal ist Härte gar nicht das wichtigste Ziel bei den Eigenschaften des Werkstücks. Manchmal muss ein Werkstück auch ruhen, damit die inneren Spannungen sich abbauen können, manches braucht Zeit; der Schmied kann hier gar nichts tun, er muss dem Element Metall einfach nur Zeit gönnen, Ruhezeit. Am Ende des Bearbeitungsprozesses stehen dann feinere Arbeiten wie das Produkt zu säubern, zu polieren und zu prüfen, ob die Maßhaltigkeit innerhalb der Toleranz liegt...
Ein Text entsteht nicht anders. Alles, was oben über den Schmied gesagt wurde, gilt ebenso für den Autor. Auch er arbeitet mit roher Gewalt, er muss die Sprache wie auch das Chaos im Kopf bezwingen, er muss dazu auch Theorie und Praxis beherrschen, genau wie sein Handwerkszeug. Und am Ende muss er seinen Text ruhen lassen, darüber nachdenken, ihn nachbearbeiten, gegen den Strich bürsten und polieren. Nur dann wird der Text gut, sofern wir über mehr sprechen und falls wir höherwertige Texte meinen, nicht über einen Dreizeiler als e-mail oder eine Bestellung per Fax.
Doch was ist eigentlich dann eigentlich ein "guter" Text? Gibt es hierfür denn überhaupt objektive, also allgemein verbindliche Maßstäbe? Die Antwort fällt vielfältig aus und spiegelt die Position des Antwortenden, sie ist subjektiv. Aber lernen wir nicht in der Schule schon, dass es gute Texte gibt, beim Aufsatz zum Beispiel, und eben auch schlechte? Die einen bekommen als Note eine "eins", die anderen eine "fünf"? Ganz so einfach ist es nicht, denn zum einen werden hier mehrere Kriterien zusammen bewertet (Ausdruck, Rechtschreibung, Zeichensetzung usw.), und zum anderen bewerten bekanntlich Lehrer selbst wieder unterschiedlich: wo der eine den Aufsatz für "sehr gut" hält, gibt der andere Lehrer für denselben Aufsatz nur ein "befriedigend". In der Schule lernen und üben wir noch, hinterher, in der Praxis, zeigt sich die Qualität anders: in der Passung zu Adressat, zum Ziel des Textes und zur Bewährung im Kontext. Ein Kochrezept, mag es auch noch so gut sein und schmackhaft klingen, erleidet Schiffbruch, wenn es als Textbeitrag auf einer Tagung für Energiepolitik eingereicht wird. Ebenso ein Text, der in akademischer Sprache verfasst ist, aber Menschen erreichen soll, die kein Latein gelernt haben. Doch selbst wenn all das berücksichtigt wurde, der Text also Hand und Fuß hat, wird er dann scheitern, wenn der Inhalt, die Botschaft, die Aussage nicht zum Leser passt, das Produkt also nicht zum Kunden.
Machen wir dazu einmal einen Test: hat das folgende bekannte Lied einen "guten" Text?
so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor. Er schlich aber immer wieder durch das Gartentor und in die Kaninchenställe, wo sie sechsundsechzig spielten um Tabak und Rattenfälle, Mädchen unter Röcke schielten, wo auf alten Bretterkisten Katzen in der Sonne dösten...
Weiter...
Nicht so einfach, hier die Frage der Qualität zu beurteilen, denn beim Lesen (oder Hören des Liedes) kommen völlig verschiedene Bewertungsebenen zum Zuge:
- politische Standpunkte (Degenhardt als Kommunist)
- gegebenenfalls, wenn man die Zeit kennt: die "Achtundsechziger"
- Form (ist es gut gereimt)
- der Inhalt ("gefällt" er?)
Fazit: Wenn man schreiben will, sollte man nicht so sehr darauf achten, ob man damit allen Lesern gefällt; Leser haben auch eine Selbstverantwortung: man muss nicht alles lesen, und nicht alles, was einem nicht passt, muss man (ab)werten, vielleicht ist es ja für andere Leser bedeutsam. Der eine mag Zuckerwatte lieber, der andere Pumpernickel. So ist es bei Texten auch. Wichtig ist, dass man sich selbst im Klaren darüber ist, wozu der Text dient, welches Ziel man damit erreichen möchte. Eines sollte jedoch immer gegeben sein: man sollte selber mit seinem eigenen Text zufrieden sein, sich mit ihm identifizieren können. Das bezieht sich vor allem auf den Inhalt, den Spannungsbogen und den klaren, nachvollziehbaren Gedanken. Die Frage der Rechtschreibung wird hier meist viel zu hoch eingeschätzt, dafür gibt es Rechtschreibprogramme. Die Form ist zwar wichtig, aber der Inhalt ist das Entscheidende.
Viel Freude beim Lesen und Schreiben wünscht: "die Textschmiede!"
Kommentare
- Smilies deaktiviert Geändert von OZ24 am 23.01.2010 14:48:22.


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